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Ältere Beiträge

Auf dieser Seite befindet sich eine Sammlung von früheren Beiträgen zur Geschichte der Universität, die vom Team des UZH Archivs seit 2012 in der Rubrik "Vitrine" publiziert wurden.

 

Vom Monte San Giorgio in die Zürcher Hörsäle und Museen: Paläontologische Wissensproduktion 1933–1989

Marcel Brengard

1924 begannen die ersten Grabungsarbeiten am Monte San Giorgio. Der Berg an der Südspitze der Schweiz entwickelte sich in der Folge zum bedeutendsten Ausgrabungsort des Paläontologischen Instituts und Museums Zürich (PIMUZ) und zog Generationen von Forschenden und Studierenden in seinen Bann. Der jüngst erschlossene Fotobestand aus mehreren hundert Diapositiven ermöglicht es, den mit den Grabungen verbundenen Prozess der Wissensproduktion und -vermittlung im PIMUZ nachzuvollziehen.

(UAZ) I.7.001 (Teil 1): Bergen eines Fundes, 1957

Bereits Mitte des 19. Jahrhundert hatten italienische Forscher mit paläontologischen Untersuchen auf der italienischen Seite des Monte San Giorgio begonnen. In der Schweiz dauerte es noch eine Weile, bis die Wissenschaft das Potential des Berges erkannte. Im Zuge des kommerziellen Ölschieferabbaus auf der Schweizer Seite förderten die Bergarbeiter aus den schwarzen bituminösen Tonsteinen zahlreiche fossile Überreste von Fischen, Reptilien, Ammoniten und Muscheln zutage. In der Folge begann sich Bernhard Peyer, Privatdozent der Universität Zürich, für das Gebiet zu interessieren und reiste 1919 erstmals nach Meride, um am Monte San Giorgio Sondierungen vorzunehmen. 1924 folgten die ersten Abbauversuche. Die kommenden Jahre waren geprägt durch sensationelle Funde. Man grub mehrere komplette Fossilien aus, fand neue Saurierarten und konnte etablierte Lehrmeinungen widerlegen.

Ab 1950 begann Peyers Mitarbeiter und späterer Nachfolger Emil Kuhn-Schnyder in Zusammenarbeit mit Basler Geologen mit der grössten systematischen Grabung am Monte San Giorgio. Bis ins Jahr 1968 wurde eine rund 16 Meter dicke Gesteinsschicht abgetragen, anhand deren Profil die Forschenden sowohl die artenreiche Fauna und Flora aufzeigen konnte als auch ihre Verteilung als auch die Evolution einzelner Gattungen über einen Zeitraum von 500'000 Jahren. Die Ausgrabungen im Südtessin waren derart ergiebig, dass sich die Forschenden unter Kuhn-Schnyders Nachfolger Hans Rieber zwischen 1976 und 2001 weitgehend auf die weitere Bearbeitung der Funde konzentrieren konnten.

Mit dem Zutage fördern von Fossilien stand und steht die Paläontologie aber nicht am Ende ihrer Forschung. Bei der Übernahme und Erschliessung des Fotobestandes des PIMUZ durch das UZH Archiv war das Ziel, eine Diaserie so zu übernehmen, dass diese die ganze wissenschaftliche Erkenntnisproduktion von der Ausgrabung bis hin zur Vermittlung des Wissens zu dokumentieren vermag. Dadurch wird eine Verwendung der Bildbestände jenseits des Illustrativen ermöglicht. Die Fotografien zeigen die technischen und logistischen Herausforderungen bei den Grabungsarbeiten, die Verfahren zur Bergung der Fundstücke sowie die Verzeichnung und Vermessung der Grabungsfelder. Auch die Aufbereitung der Fundstücke wird dokumentiert. Ebenso die Präparierung und das Abzeichnen der Fundstücke bis hin zur Überführung der Erkenntnisse in sogenannte Lebensbilder. Bei diesen handelt es sich um Imaginationen von Sauriern in ihrer rekonstruierten natürlichen Umgebung.

(UAZ) I.7.001 (Teil 1): Ticinosuchus ferox, Rekonstruktion von B. Krebs und O. Garraux, 1962

Die Forschungen zu den Fossilien am Monte San Giorgio fanden in der internationalen Forschungsgemeinschaft breiten Anklang und grosse Anerkennung, wovon sowohl die individuellen Forschenden als auch das PIMUZ profitierte. Im Juli 2003 wurde die Fossil-Lagerstätte im Südtessin von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt, womit nicht nur die Bedeutung des Ortes, sondern nicht zuletzt auch die Leistungen der Zürcher Paläontologinnen und Paläontologen gewürdigt wurde.

(UAZ) I.007: Paläontologisches Institut und Museum (PIMUZ), 1933–1991 [Online-Archivkatalog]

  • Unterwegs am Monte San Giorgio 1933

    (UAZ) I.7.1.001 (Teil 1)

    Unterwegs am Monte San Giorgio, 1933

  • Eingipsen 1952

    (UAZ) I.7.1.001 (Teil 1)

    Eingipsen, 1952

  • Bergen eines Fundes 1957

    (UAZ) I.7.1.001 (Teil 1)

    Bergen eines Fundes, 1957

  • Lackfilm vom Mixosaurier 1963

    (UAZ) I.7.1.001 (Teil 1)

    Lackfilm vom Mixosaurier, 1963

  • Ticinosuchus, Schwanz

    (UAZ) I.7.1.001 (Teil 1)

    Ticinosuchus, Schwanz

  • Fundplan der Schicht 104, Dolomit

    (UAZ) I.7.1.001 (Teil 2)

    Fundplan der Schicht 104, Dolomit

Von Psychopathologie, «innerem Halt» und heilpädagogischer Rhythmik: Die Lehre am Heilpädagogischen Seminar Zürich 1942–1964

Marcel Brengard

Ein jüngst erschlossener Teilbestand aus dem Nachlass Paul Moor (18991977) – dem Schweizer Heilpädagogen und langjährigen Leiters des Heilpädagogischen Seminars (HPS) und Inhaber des Lehrstuhls für Heilpädagogik an der Universität Zürich – ermöglicht erstmals die systematische Aufarbeitung der universitären Ausbildung von Heilpädagoginnen und Heilpädagogen in der Nachkriegszeit und gewährt spannende Einblicke in die damals in Schweizer Kinder- und Jugendheimen herrschenden Zustände.

Prof. Dr. Paul Moor
(UAZ) PA.034.083: Prof. Dr. Paul Moor

Als Gedächtnis der Universität Zürich ist es dem UZH Archiv ein Anliegen, neben den administrativen Prozessen der Verwaltung auch die Lehre und Forschung zu dokumentieren. Dies wird allerdings durch den Umstand erschwert, dass die entsprechenden Unterlagen der Forschenden in deren Privatbesitz bleiben und somit einer systematischen Archivierung entgehen. Das bedeutet auch, dass heute kaum mehr nachvollzogen werden kann, was die Dozierenden in ihren Vorlesungen und Seminaren unterrichteten. Nur in seltenen Fällen finden sich in Nachlässen von Dozierenden Vorlesungsunterlagen.

Die Übernahme des Nachlasses vom Schweizer Heilpädagogen Paul Moor war insbesondere in dieser Hinsicht ein Glücksfall. Zwischen 1942 und 1964 liess Professor Moor seine Studierenden systematisch Nachschriften der Vorlesungen am HPS und an der UZH erstellen. In den mehr als zwei Jahrzehnten entstanden auf diese Weise fast 500 Vorlesungsnachschriften, die nun vom Institut für Erziehungswissenschaft dem UZH Archiv zur langfristigen Aufbewahrung übergeben wurden und anhand deren sich die einzelnen Veranstaltungen rekonstruieren lassen.

Protokolliert wurde zahlreiche Veranstaltungen von Paul Moor selbst, unter anderem Einführungsveranstaltungen und Vorlesungen zu Erfassungs- und Behandlungsmethoden der Heilpädagogik, dem «inneren Halt» sowie der Erziehung in Heimen. Hinzu kommt die Lehre anderer Dozierender am HPS wie Moors Vorgänger Heinrich Hanselmann, sein Nachfolger Fritz Schneeberger sowie der Schweizer Kinder- und Jugendpsychologe Jakob Lutz. Sie unterrichteten unter anderem zur Erziehungs- und Eheberatung, der sexuellen Entwicklung von Kindern, über die Möglichkeiten und Grenzen der Volkserziehung und die Formdeutversuche von Rorschach. Darüber hinaus finden sich aber auch Nachschriften der Veranstaltungen von renommierten Pädagogen und Pädagoginnen. Darunter sind beispielsweise Mimi Scheiblauer, eine Schweizer Pionierin der heilpädagogischen Rhythmik und Maria Egg-Benes, später Mitbegründerin des «Züriwerk», die sich unermüdlich für Menschen mit geistigen Behinderungen und deren Familien engagierte.

Die Vorlesungsnachschriften aus dem Nachlass Paul Moor vor ihrer Erschliessung.

Besonders interessant sind zudem die Besprechungen von anonymisierten Einzelfällen sowie die Berichte von Anstaltsbesuchen. Am HPS wurde grossen Wert auf eine praxisnahe Ausbildung gelegt. Regelmässig analysierte man im Rahmen von Seminarübungen psychische Erkrankungen anhand von realen Beispielen, wodurch sich Hinweise auf die zeitgenössische Pathologisierung bestimmter Verhaltensweisen ergeben. Ferner berichteten verschiedene Heimleiterinnen und -leiter von ihren Erfahrungen und Behandlungsansätzen und zugleich besuchten die angehenden Heilpädagoginnen und -pädagogen verschiedene Heime und Anstalten für Kinder mit besonderem Förderbedarf. So die «Anstalt für schwererziehbare schulentlassene Mädchen Heimgarten», das städtische «Knabenhaus Schau» oder die kantonale Arbeitserziehungsanstalt Uitikon a.A.. Die Protokolle von diesen Besuchen geben Einblick in die besuchten Institutionen: Sie dokumentieren deren Zielsetzungen, die (heil)pädagogischen Ansätze sowie die Finanzierung und Unterbringung der Heranwachsenden. Darüber hinaus erfährt man von den alltäglichen Problemen, die man kaum gegen aussen kommunizierte, wie der praktizierten Masturbation, welche die Heimleitungen mit allen Mitteln zu verhindern versuchten.

Die Besonderheit des Nachlasses von Paul Moor liegt auch darin begründet, dass er sich auch für die Lehre seiner Kolleginnen und Kollegen interessierte und den Aufwand nicht scheute, auch deren Unterricht dokumentieren zu lassen. Zudem war Zürich zu dieser Zeit eine der wichtigsten Stätte für das Studium der Theorie der Erziehung von Kindern mit besonderem Förderbedarf und prägend für die schweizerische aber auch weltweite Heil- und Sonderpädagogik. Was in Zürich gelernt worden war, sollte später in zahlreichen Erziehungsanstalten angewandt werden.

(UAZ) PA.034: NL Paul Moor (1899–1977) [Online-Archivkatalog]

Eintrag zum Nachlass Paul Moor am UZH Archiv im Kalliope-Verbund

Vor 40 Jahren an der Universität Zürich: Eine Rede zum Tod von Ulrike Meinhof

Philipp Messner

Am 9. Mai 1976 wurde die im RAF-Prozess in Stuttgart-Stammheim des Mordes angeklagte Journalistin Ulrike Meinhof tot in ihrer Zelle aufgefunden. Wie eine vor Kurzem im UZH Archiv aufgetauchte Audioaufnahme dokumentiert, wurde auf dieses für die deutsche Nachkriegsgeschichte so bedeutende Ereignis auch in Zürich reagiert.

Nicht nur als Forschende/r, auch als Archivar/in macht man in einem Archiv mitunter überraschende Funde. So geschehen kürzlich bei der Digitalisierung und Nacherschliessung von einigen bisher nur oberflächlich erfassten Tondokumenten aus dem sogenannten «Alten Rektoratsarchiv» (E.7.1). Dieser aus der ehemaligen Kanzleiablage herausgewachsene Archivbestand umfasst neben ebenda entstandenen Akten auch Sammlungsgut, dessen Herkunft im Einzelnen kaum mehr zu eruieren ist. Die genannten Massnahmen betrafen unter anderem die Verzeichnungseinheit E.7.1.207, eine Audiokassette in einem braunen Umschlag mit der Beschriftung «Tonbandka[s]sette vom 12. Mai 76 / Rede von Prof. Azzola Darmstadt / Koreferat Gesetz + Gewalt / KSTR».

Koreferat Axel Azzola 1976
(UAZ) E.7.1.207: Aufnahme des Koreferats «Gesetz und Gewalt» von Axel Azzola, 12.05.1976.

Beim genannten Professor handelt es sich um Axel Azzola (1937-2007), der zwischen 1971 und 1998 einen Lehrstuhl für öffentliches Recht an der Technischen Universität Darmstadt innehatte. Bekanntheit erlangt der Jurist vor allem, als er ab Dezember 1975 im Strafprozess gegen vier Mitglieder der «Roten Armee Fraktion» (RAF) in Stuttgart-Stammheim als Wahlverteidiger von Ulrike Meinhof auftritt. In dieser Rolle versucht er zu erreichen, dass die Angeklagten als Kombattanten in einem bewaffneten Konflikt betrachten werden und ihnen den Status von Kriegsgefangenen zugestanden wird.

Das neben dem Namen Azzolas angegebene Kürzel «KSTR» verweist auf den Kleinen Studentenrat. Die Exekutive der verfassten Studentenschaft der Universität Zürich (SUZ) führt zu diesem Zeitpunkt eine erbitterte Auseinandersetzung mit der kantonalen Erziehungsdirektion, die zwei Jahre später schliesslich zur Auflösung der SUZ führen sollte. Gestritten wird in erster Linie über die Zulässigkeit eines über den Rahmen von Studierendenpolitik im engeren Sinn hinausgehenden allgemeinpolitischen Engagements der Organe der SUZ.

Als «Koreferat» wird im Allgemeinen ein Referat bezeichnet, das sich als Ergänzung auf das Thema eines Hauptreferats bezieht, eine Stellungnahme zu einem vorausgegangenen Referat beispielsweise. Im vorliegenden Fall geht es um eine vom damaligen Rektor der Universität Zürich, Hans Nef, am 29. April 1976 zum Dies academicus gehaltene Rede mit dem Titel «Gewalt und Gesetz», die auch im UZH-Jahresbericht 1975/76 nachzulesen ist. Vor dem Hintergrund des in den 1970er Jahren endemischen Linksterrorismus behandelt der Ordinarius für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht Nef in seiner Rede grundlegend das Spannungsverhältnis zwischen Gesetz und Gewalt. Dabei äussert er sich unter anderem besorgt darüber, dass, wie er sich ausdrückt, «die Gewalttätigen den Gesetzgeber nötigen», Revisionen einzuleiten, welche auch von der Idee der Rechtsstaatlichkeit geforderte Grundsätze berührten. Dies sei aber unumgänglich, da ihm zufolge die Rechte und die Rechtsschutzbehelfe der Beschuldigten in einigen Beziehungen in einem Masse ausgebaut seien, dass es nicht nur zur Beeinträchtigung einzelner Strafuntersuchungen, sondern der Rechtspflege als solcher führen könne. Man müsse deshalb fragen, ob die rechtsstaatlichen Garantien «auch jenen bis zu den letzten Konsequenzen zukommen sollen, die selbst das Recht mit Füssen treten».

Ulrike Meinhof
Ulrike Meinhof. Foto auf einem Fahndungsplakat des Bundeskriminalamtes, 1971.

Auf diese Ausführungen sollte der als unbedingter Verfechter rechtsstaatlicher Prinzipien bekannte Azzola an einer vom KStR auf Mittwoch 12. Mai gelegten Veranstaltung im grossen Hörsaal KOL-F-101 eine Erwiderung formulieren. Drei Tage vorher wird nun allerdings seine Mandantin Ulrike Meinhof in ihrer Zelle erhängt aufgefunden. Aus der geplanten Gegenrede Azzolas wird ein Nachruf. Auf den Anwalt, der als überzeugter Sozialdemokrat keinerlei Sympathien für den von der RAF geführten «bewaffneten Kampf» hegt, hat Meinhof offenbar einen tiefen Eindruck hinterlassen. In seinem an der Universität Zürich gehaltenen Nekrolog beschreibt er sie als «grenzenlos liebesfähig, diszipliniert, sensibel und von hoher Intellektualität», wobei diese bei Meinhof in den Dienst eines «unabdingbaren ethischen Rigorismus» gestanden habe. Im folgenden versucht Azzola die Aktionen der RAF aus dem Selbstverständnis der Gruppe heraus zu erklären und kritisiert in diesem Zusammenhang eine «bürgerliche Sprachlosigkeit», die über die Sachverhalte, um die es im Stammheim-Prozess gehe, nur juristisch reden wolle, anstatt diese in ihrem historisch-politischen Kontext zu analysieren, wie es eigentlich geboten wäre.

Das Typoskript der von Axel Azzola an der Universität Zürich gehaltenen Rede findet sich als Teil einer umfassenden Sammlung von Dokumenten zur Geschichte der RAF aus dem Besitz von Ronald Augustin, einem ehemaligen Mitglied der Gruppe, im Internationalen Institut für Sozialgeschichte Amsterdam. Über das «Social History Portal» ist Azzolas Skript auch in digitaler Form abrufbar.

Sammlung «Rote Armee Fraktion» (IISH_ARCH02203)

Typoskript der Rede von Axel Azzola an der Universität Zürich (PDF)

Von wem und zu welchem Zweck nun die im UZH Archiv befindliche Aufzeichnung gemacht wurde ist unklar. Der an eine Predigt erinnernde Duktus des Vortrags, wie er auf der Aufnahme zu hören ist, ist zum einen wohl dem Zeitgeist, zum anderen den besonderen Umständen geschuldet. Die akustische Aufzeichnung der Rede stellt aber in jedem Fall eine signifikante Erweiterung des bislang nur schriftlich vorliegenden Inhalts dar.

(UAZ) E.7.1.207: «Gesetz und Gewalt», Koreferat Axel Azzola, 12.05.1976. [Ausschnitt, 01:41 Min.]

Hochschulplanung an der Universität Zürich in den 1970er Jahren

Inge Moser

«Wer etwas vorhat, plant...» - Reim von Alt-Regierungsrat Günthardt in der «uni zürich» 1/2, Februar 1983.

In den Unterlagen des Prorektorats Planung, die von den Aktenbildern in einer dokumentarischen Sammlung von Akten und Fachliteratur überliefert wurden, lassen sich interessante Details zur Entwicklung der Hochschulplanung an der Universität Zürich in den 1970er Jahren zurückverfolgen – sowohl als inneruniversitäre Organisationseinheit sowie als wissenschaftliche Fachrichtung. Dies nicht zuletzt, weil die Mitarbeitenden des Prorektorats Planung selbst ihre Tätigkeit rege dokumentierten. Dass Planungsgeschäfte auch eine Prise Selbstironie vertragen, zeigt der 1983 in der «uni zürich» abgedruckte Reim von Alt-Regierungsrat Günthardt.

Mit der Einberufung einer Planungskommission durch den Zürcher Regierungsrat am 25. Januar 1962 wurde die Planung zum ersten Mal als eigenständiger Aufgabenbereich wahrgenommen. Damals ging es darum, über den Standort und die Prioritäten der neuen Universitätsbauten oder deren Erweiterung zu entscheiden, für die aus Gründen zunehmender Platznot an der Universität Kredite gesprochen wurden (Jahresbericht der UZH 1962/63, S. 28 und 32). Der Begriff Planung bezog sich also in erster Linie auf die Raum- und Bauplanung. Die stetig steigenden Studierendenzahlen standen um 1970 in einem Gegensatz zum aufwendigen und nur langsam voranschreitenden Ausbau der Universität. Damit hing auch die Kapazitätsplanung zusammen, also inwiefern die Zulassung von Studierenden geregelt oder gar beschränkt werden sollte. Im Jahresbericht 1972/73 ist erstmals die Rede von der Etablierung einer eigentlichen «Planungsorganisation», die neben der nebenamtlichen Planungskommission und dem Planungsausschuss aus einem vollamtlichen Planungsstab des Rektorats bestehen sollte, und deren zentrale Funktion die mittel- bis langfristige Universitätsplanung im Hinblick auf ein neues, bundesweites Hochschulförderungsgesetz wurde. Die vollamtliche Stelle im Planungsstab konnte allerdings erst 1975 mit Edmond Ermertz besetzt werden. Neben der systematischen Entwicklungsplanung (später Mehrjahresplanung), der Finanz- und Personalplanung sowie der Ermittlung von Studierendenprognosen zählte auch der Aufbau einer Dokumentation über die Hochschulplanung zu den ersten wichtigen Aufgaben der Planungsorgane (Jahresbericht 1973/74, S. 24–25).

Eine tragende Rolle für die Hochschulplanung an der Universität Zürich spielte ausserdem Professor Edwin Rühli, der 1972 zum Präsidenten des Planungsausschusses und 1984 zum ersten Prorektor des Ressorts Planung ernannt wurde und sich auch in der Forschung und Lehre stark mit dem Thema auseinandersetzte. So dozierte der Ordinarius in Betriebswirtschaftslehre über Führungsaufgaben und Hochschulplanung, wie Dossiers von Vorlesungen und Seminaren belegen, die als Grundlagen ebenfalls Eingang in die Dokumentensammlung fanden. Ein weiteres Zeugnis davon ist die Herausgabe von 15 Planungsstudien im Zeitraum von 1973 bis 1997, die von der Planungskommission in Auftrag gegeben wurden.

Planungsstudien der Universität Zürich
(UAZ) F.3.029-030: Planungsstudien der Universität Zürich

Auch die öffentliche Information über die Universitätsplanung gewann zunehmend an Bedeutung. Das Prorektorat Planung übernahm die Koordination der gesamtuniversitären Jahresberichte, der akademischen Jahresberichte und die Berichterstattung an die Erziehungsdirektion des Kantons Zürich. Ab Ende der 1980er Jahre kamen ausserdem vermehrt bildungs- und wirtschaftspolitische Aufgaben hinzu, was 1987 zur Schaffung einer Stabstelle Wirtschaftskontakte / Wissenstransfer im Bereich der Planung führte, die nur während einer kurzen Zeit Aufgaben der Vernetzung von der Universität und einzelnen Forschungsbereichen mit der Öffentlichkeit sowie mit der Privatwirtschaft übernahm. Ein grosses Projekt in diesem Rahmen war beispielsweise die Mitwirkung der Universität Zürich an der nationalen Forschungsausstellung «Heureka» 1991.

Die Institutionalisierung der Planung und die zunehmende Vermessung der Universität seit den 1970er Jahren geschah nicht nur aus Zufall zeitgleich mit der Entwicklung von Informationssystemen und Computertechnik. Es wurde eng mit dem Rechenzentrum und der Informatik zusammengearbeitet, und Mitarbeitende des Planungsstabs beteiligten sich häufig an Projekten zur Einführung von Dokumentationssystemen und Datenbanken, die wiederum der Planung als Instrumentarium dienen sollten. Auch zu solchen teilweise inzwischen verwirklichten oder nicht umgesetzten Projekten, zum Beispiel zu einem uniweiten Informationssystem oder einer Forschungsdatenbank, sind im Bestand des Prorektorats Planung einige Spuren zu entdecken.

(UAZ) F.3: Prorektorat Rechts- und Wirtschaftswissenschaften / Prorektorat Planung, 1962–2008 [Online-Archivkatalog]

Vom Molekülbau zur Asymmetrie im Weltall: Der Nachlass von Prof. Wagnière

Marcel Brengard

Der an das UZH Archiv übergebene wissenschaftliche Nachlass des renommierten Schweizer Chemikers Georges Henry Wagnière (1933-2013) stellt eine wichtige Bereicherung ihrer Bestände dar, denn bislang fand nur wenig privates Überlieferungsgut aus dem Bereich der Naturwissenschaften den Weg ins UAZ.

(UAZ) PA.030.180: Wagnière in seinem Büro an der Rämistrasse 74.

Der aus einer Diplomatenfamilie stammende Wagnière absolvierte in Bern das Gymnasium, setzte seine Ausbildung nach Abschluss des ETH-Studiums an der Graduate School der Harvard University fort, bei der er über die elektronischen Eigenschaften von grossen organischen Molekülen dissertieren sollte. Nach einem kurzen Abstecher in die Privatwirtschaft folgte er 1965 einem Ruf an die Universität Zürich, an welcher er bis zu seiner Emeritierung 1999 forschen und lehren sollte. Von den vielfältigen Unterlagen im Nachlass Wagnière sind insbesondere diejenigen zur Lehre hervorzuheben. Von seiner eigenen Studienzeit an der ETH und Harvard sind Vorlesungsmitschriften erhalten, die zeigen, welcher Stoff dem jungen Wissenschaftler damals vermittelt wurde. Aus Sicht der Universität Zürich sind aber im Speziellen die Unterlagen zu seinen Vorlesungen interessant. Denn während die offizielle Überlieferung von den wenigsten Veranstaltungen mehr weiss als die in den Vorlesungsverzeichnissen aufgeführten Titel, kann anhand dieser Aufzeichnungen auch deren Inhalt und dessen Veränderung über die Jahrzehnte rekonstruiert werden.

(UAZ) PA.030.245: Manuskript der Antrittsvorlesung «Molekül und Molekülvorstellung».

Wagnière hielt nicht nur Vorlesungen für Spezialisten, sondern engagierte sich auch in der allgemeinen Grundausbildung und hielt Vorlesungen über Thermodynamik, Kinetik, Molekülbau und Molekülspektroskopie. Zudem nahm er sich der Ausbildung von Biologen und Biochemikern an, um auch ihnen die Grundlagen der Physikalischen Chemie zu vermitteln. Aus seinem breiten Forschungsspektrum in der Physikalischen Chemie sind insbesondere die quantenchemischen Berechnungen aber auch seine Arbeiten zu chiralen Molekülen und molekularer Optik hervorzuheben. Die wissenschaftliche Arbeit von Wagnière war stark theoretisch geprägt, beinhaltete aber auch Experimente. Unter anderem gelang seiner Forschungsgruppe in den 1990er-Jahren erstmals die Messung der magnetochiralen Licht-Doppelbrechung.

Die entsprechenden Unterlagen im Nachlass zeigen, wie konkret geforscht wurde, welche Arbeitsschritte unternommen wurde und was sich als Sackgasse erweisen sollte. Des Weiteren eröffnet solch ein Nachlass auch Chancen, auf Basis der Materialität der Akten die Möglichkeitsbedingungen moderner naturwissenschaftlicher Forschung zu untersuchen. Denn die Forscherkarriere von Georges Wagnière fiel in eine Zeit, in welcher der Computer zu einem immer wichtigeren Hilfsmittel wurde und dadurch die experimentellen Praktiken veränderte. Als der Chemiker in den 1960er-Jahren zu forschen begann, wurden an den Universitäten erste Rechenzentren eingeführt, in denen zentralisiert wissenschaftliche Experimente durchgeführt werden konnten. Bei seiner Emeritierung um die Jahrtausendwende hatte sich zum Einen die Rechenleistung vervielfacht, zum Anderen die Nutzung individualisiert – nun war nahezu jeder Arbeitsplatz an der Universität mit einem eigenen Computer ausgestattet.

Diese Entwicklung zeigt sich nicht zuletzt auch in der Vielfalt der Medien im Nachlass: Von handschriftlichen Notizen und Manuskripten, über Printouts von wissenschaftlichen Computerprogrammen und deren Berechnungen, bis hin zu USB-Sticks mit digitalen Unterlagen sind unterschiedlichste Arten von Materialien im Bestand enthalten.

Wagnières Abschiedsvorlesung
(UAZ) PA.030.054: Auszüge aus der Abschiedsvorlesung «Gedanken zur Asymmetrie im Weltall».

Neben Akten zur Lehre und Forschung enthält der Nachlass Wagnières persönliche Sitzungsunterlagen der Gremien und Kommissionen, Peer-Review-Gutachten für renommierte Fachzeitschriften sowie umfangreiche Korrespondenzen mit Fachkollegen und -kolleginnen, welche das weitläufige Beziehungsnetzwerk und den wissenschaftlichen Austausch auf persönlicher Ebene dokumentieren. Georges H. Wagnière interessierte sich jedoch nicht ausschliesslich für Fragen seines Fachbereichs, sondern bezog auch Stellung zu gesamtgesellschaftlichen Fragen jenseits seiner Forschungstätigkeit und publizierte seine Positionen in mehreren Zeitungsartikeln.

Der reichhaltige Nachlass kam aufgrund des ausdrücklichen Wunsches von Georges H. Wagnière ins UZH Archiv und wurde nach seinem Tod von der Witwe überstellt.

(UAZ) PA.030: NL Georges H. Wagnière (1933–2013) [Online-Archivkatalog]

Die Dokumentation universitärer Publikationstätigkeit im Medienwandel

Philipp Messner

Als autonome öffentlich-rechtliche Institution ist die UZH nicht nur zur Archivierung ihrer Akten, also im Rahmen von Geschäftsprozessen entstandene Aufzeichnungen, verpflichtet, sondern, im Wortlaut der Archivverordnung des Kantons Zürich, auch aller von ihr verantworteten, «einmalig oder periodisch erscheinenden Publikationen […] die für die Öffentlichkeit bestimmt oder einem eingeschränkten Empfängerkreis zugänglich sind». Unter diese Definition fällt von Universitäts- bis Instituts- und Seminarebene eine Vielzahl von Veröffentlichungen mit unterschiedlicher Auflage und Lebensdauer.

Die Publikation mit der längsten Laufzeit ist an der UZH das seit 1833 für jedes Semester publizierte Vorlesungsverzeichnis, in dem alle angebotenen Lehrveranstaltungen aufgeführt sind. Die in den Verzeichnissen 1833-1900 enthaltenen Daten sind in digitaler Form über das Portal HistVV online zugänglich. An zweiter und dritter Stelle hinsichtlich Laufzeit kommt der seit 1913/14 gedruckt erscheinende Jahresbericht und das zwischen 1864 und 1994 jedes Semester publizierte Verzeichnis aller an der UZH immatrikulierten Studierenden.

1962 wurde an der Universität Zürich ein Wissenschaftlicher Informationsdienst (WID) geschaffen. Als Vorläufer der heutigen Abteilung Kommunikation verfolgte dieser das Ziel, «das legitime Bedürfnis der Aufklärung und zusätzlichen Information der Vertreter von Presse, Fernsehen und Radio zu befriedigen, dass die Resultate in der wissenschaftlichen Forschung dadurch dem grossen Kreis von Lesern, Hörern und Zuschauern in einer jedermann geläufigen Art zugänglich gemacht werden können», wie es in der entsprechenden Presseinformation heisst. Neben seiner Rolle als Vermittler zwischen Universität und Öffentlichkeit war der WID aber auch um die inneruniversitäre Kommunikation bemüht. So war eine der ersten von ihm herausgegebenen Publikationen 1964 ein Bulletin mit dem Titel «Neues aus der Universität Zürich», in dem die Angehörigen der UZH auf zehn im Schreibmaschinenlayout gehaltenen Seiten über Berufungen, Gastvorlesungen und ähnliches informiert wurden. Aus diesem ging 1970 zum einen das bis 1997 bestehende Heftchen «Uni-Intern» hervor, zum anderen das ungleich professioneller aufgemachte Mitteilungsblatt des Rektorats «Uni 70» (bzw. «Uni 71», «Uni 72» usw.) – Vorläufer des heutigen «UZH Journal».

(UAZ) E.5.2.3: Das Publikationsangebot des Wissenschaftlichen Informationsdienstes der UZH im Jahr 1972.

Im Laufe der Zeit wurde das Publikationsangebot der Universität sukzessive erweitert. Unter anderem kamen 1974 die «Berichte über die Forschungstätigkeit an der Universität» dazu, aus denen 1995 der bis 2008 jährlich erscheinende «Unireport» wurde, oder 1994 das ursprünglich gemeinsam mit der ETH herausgegebene «Unimagazin» (heute  «UZH Magazin»). Seit 1993 ist die UZH – als eine der ersten Schweizer Universitäten – auch im World Wide Web präsent. Damit begann ein Prozess, in dem zunächst primär gedruckt publizierte Inhalte ergänzend auch online verfügbar gemacht wurden, sich aber bald eine Verschiebung des Schwerpunkts in Richtung Web abzeichnete.

Um der zunehmenden Bedeutung des online-Angebots gerecht zu werden, erhielt die zwischenzeitlich in unicommunication umbenannte Kommunikationsabteilung 1997 von der Universitätsleitung das Mandat, den zu diesem Zeitpunkt als veraltet empfundenen Webauftritt der UZH grundlegend neu zu gestalten. In Zusammenarbeit mit einer externen Agentur sowie der Zentralen Informatik der UZH wurde so auf Anfang WS 1999 ein einheitliches Webdesign realisiert.

Webperlen
Titel einer Rubrik der Website der UZH im Design von 1999 (vergrössert).

Heute ist ein nicht unbedeutender Teil von dem, was vor einigen Jahren noch in gedruckter Form erschienen wäre nur mehr online abrufbar – das betrifft beispielsweise das traditionsreiche Vorlesungsverzeichnis, das 2014 das letzte Mal in Buchform erschien. Damit stellt sich die Frage nach der Verantwortung der Archive für die dauerhafte Dokumentation dieser neuen Formen der Publikation. Das UZH Archiv verfolgt hier eine Doppelstrategie: Zum einen werden die als für die Überlieferung zentral erachteten digitalen Inhalte direkt aus den entsprechenden Systemen übernommen, zum anderen werden auch regelmässig bestimmte Teile des heute mehrere zehntausend Seiten umfassenden Webauftritts der UZH gespeichert. Diese Daten werden in der Archivdatenbank erschlossen und in das hier seit März 2014 produktive System zur digitalen Langzeitarchivierung eingelagert. Auf diese Weise versucht das Archiv, seinem gesetzlichen und gesellschaftlichen Auftrag trotz Medienwandel gerecht zu werden.

Anekdoten zu Jubiläumsgeschenken des Zürcher Universitätsvereins

Inge Moser

Der Zürcher Universitätsverein (ZUNIV), der früher Zürcher Hochschulverein hiess, hat es sich neben zahlreichen Beiträgen an die Universität zur Tradition gemacht, diese an ihren Jubiläen reich zu beschenken. Das kommt nicht von ungefähr, wurde doch der Verein 1883 zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Universität gegründet. Die Idee war, einen unabhängigen Fonds als Ergänzung zu den damals eher bescheidenen Mittel der Universität einzurichten, und damit Forschungsprojekte finanziell zu unterstützen.

(UAZ) PA.025.002: Protokoll der ersten Generalversammlung des Zürcher Hochschulvereins

Im Aufruf der Gründer des Hochschulvereins an zukünftige Mitglieder und Spender wird ausführlich erklärt, warum die Universität eine zusätzliche Geldquelle neben den staatlichen Beiträgen dringend benötigte: Die Besoldung der Dozierenden betrug damals maximal 4000 Franken und war an vielen anderen Universitäten höher angesetzt, besonders seit der Abnahme des Geldwerts, so dass ein Weggang von gut ausgebildeten Lehrpersonen und Professoren zu befürchten war. Am 5. Februar 1884 wurde demnach die erste (konstituierende) Generalversammlung des Hochschulvereins abgehalten, an der über 40 Absolventen und Freunde teilnahmen.

Aufruf der Gründer 1883

Eingangspforten an der Rämistrasse 71 mit dem Figurenpaar von Paul Osswald, Foto ca. 1980

Als die Universität 1914 ein neues zentrales Gebäude erhielt (das 2014 zum 100-jährigen Bestehen ebenfalls feierlich gewürdigt wurde: Haus der Wissenschaft), trug der ZUNIV einen Teil dazu bei. Er liess die beiden grossen Statuen, ein liegender weiblicher und männlicher Akt, vor dem Hauptgebäude erstellen – wofür dem Künstler Paul Osswald 6000 Franken bezahlt wurden, wie aus dem Vorstandsprotokoll von 1913 hervorgeht.

Neben 250‘000 Franken für die Einrichtung von 19 Gastdozentenwohnungen und der Gründung des heute noch bestehenden Fonds für Gastdozentenwohnungen liess der ZUNIV zum 150. Jubiläum der Universität 1983 eine moderne Medaille vom Künstler Max Bill in Silber und Gold gestalten. Dabei wurde ein nicht unwesentliches Detail vernachlässigt: der Künstler erhielt sein Honorar erst um Jahre verspätet, wie dies eine briefliche Ermahnung des Vorgängers an den amtierenden ZUNIV-Präsidenten belegt.

  • Jubiläumsmedaille Max Bill 2

    (UAZ) AC.3.006

    Vorderseite...

  • Jubiläumsmedaille Max Bill 1

    (UAZ) AC.3.006

    ...und Rückseite der goldenen Jubiläumsmedaille von Max Bill, 1983

Seit April 2008 steht in der Eingangshalle des Hauptgebäudes der Welcome Desk, den die Universität als Geschenk zum 175. Geburtstag vom ZUNIV erhielt. Er dient nicht nur als Anlaufstelle für ortsunkundige Erstsemestrige und BesucherInnen der Universität. In der Entwicklung des Projekts waren Architektur-Studierende der ETH Zürich massgeblich beteiligt, und das Personal, das am Desk Auskunft gibt, besteht ebenfalls vorwiegend aus Studierenden. Die raffinierte Gabe des ZUNIV ist also nicht bloss Verzierung, sondern auch von grossem Nutzen für Angehörige sowie Gäste der Universität.

Der umfangreiche Bestand des ZUNIV wurde dem UZH Archiv zur Übernahme angeboten und 2013 erschlossen.

(UAZ) PA.025: Zürcher Hochschulverein (ZHV/ZUNIV), 1858–2013 [Online-Archivkatalog]

Vom zähen Ringen um Mitsprache: Die Hochschulreformkommission

Marcel Brengard

Das Schlüsselereignis und der historisch-soziale Bezugspunkt der Erinnerungskultur der 68er-Studentenbewegung in Zürich ist die Uni-Schliessung 1971. Demgegenüber ist die Arbeit der Hochschulreformkommission (HRK) weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl primär dieses Gremium versuchte, die Anliegen der Studierenden in der Organisation der Universität zu verankern.

Die Hochschullandschaft der späten 1960er-Jahre war geprägt durch rasant steigende Studierendenzahlen und einer verstärkten Politisierung der Studentenschaft, innerhalb derer sich die Kräfteverhältnisse zugunsten der Linken zu verschieben begannen. Schweizweit wurde Rufe nach einer Erweiterung der zentralen universitären Gremien laut, in dem alle Universitätsangehörigen gleichberechtigt verantwortlich am Entscheidungsprozess beteiligt sein sollten. An der Universität Zürich wie auch andernorts wurde im Hinblick auf eine zweckmässige Gestaltung neuer Hochschulgesetze eine «Experimentierphase» eingeleitet, der Einsitz von Studierenden und Assistierenden auf Universitäts- und Fakultätsebene wurde hier jedoch entschieden abgelehnt und auf Instituts- und Seminarebene abgedrängt. Als Ausnahme wurde auf Beschluss des Senats am 26. Juni 1970 die Hochschulreformkommission als drittelsparitätisches Gremium ins Leben gerufen.

Die Kommission sollte eine Sichtung und Bestandesaufnahme aller Experimente in den Seminaren und Instituten vornehmen sowie die gemachten Erfahrungen in ein neues Universitätsgesetz einbringen. Die grossen Hoffnungen, welche die progressiven Studierenden anfangs in die HRK setzten, wurden bald enttäuscht: Nach eigenen Angaben war der HRK die Beurteilung und Wertung der Resultate der Experimentierphase praktisch verunmöglicht worden, insbesondere weil die «Experimente» auf Institutsebene kaum Schlüsse auf gesamtuniversitärer Ebene zuliessen und die Reglementierung der Institute und Seminarien zugleich im neuen Universitätsgesetz ausgeklammert worden war.

Als 1976 die Pläne für das neue Universitätsgesetz nach einer breiten Vernehmlassung endgültig zu Grabe getragen worden waren, galt die erhoffte grosse Strukturreform als definitiv gescheitert und somit auch die HRK. Dennoch bestand die Kommission weiter und beschäftigte sich fortan mit diversen bildungspolitischen Fragen wie der Reform der Studieneingangsphase oder der Gestaltung der Studienberatung, sie bemühte sich um ein studierendenfreundliches Vorlesungsverzeichnis und organisierte Vorträge sowie Diskussionen zu Bildungs- und Hochschulproblemen. Nach der Umbenennung in Kommission für universitäre Reform– und Bildungsfragen (KRB) in den 1980er-Jahren standen neben der Förderung von Tutorien und dem Einsatz von audiovisuellen Medien im Unterricht, die Organisation und Betreuung der hochschuldidaktischen Kurse im Zentrum ihrer Tätigkeit. 1988 wurde die HRK/KRB aufgelöst und die ihr angeschlossene Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik wurde als eigenständige Forschungsstelle weitergeführt.

Für die veränderungswilligen Studierenden galt die HRK als Sinnbild für die gescheiterten Reformversuche. Gemessen am Anspruch der Studierenden bei der Einführung der HRK ist dieser Einschätzung wohl zuzustimmen, glaubten sie doch sämtliche Universitätsprobleme durch paritätische Mitsprache lösen zu können. Losgelöst von den hohen Erwartungen der Studentenbewegung, zeigt sich jedoch ein differenzierteres Bild: So erwirkte die HRK unter anderem die Erweiterung der Hochschulkommission um Assistierende und Studierende mit beratender Stimme und auch die noch heute bestehende Möglichkeit zur Evaluation von Vorlesungen und Seminaren durch die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ist ein Verdienst der HRK.

Eine umfassende Auswertung der Arbeit der Hochschulreformkommission und eine gründliche Aufarbeitung ihrer Geschichte steht noch aus. Ihre Akten sind in diesem Frühjahr erschlossen worden und enthalten umfangreiche Unterlagen zur Kommission selbst – darunter die vollständige Sammlung ihrer Sitzungsprotokolle – sowie zur Vernehmlassung des 1976 gescheiterten Universitätsgesetzes. Darüber hinaus findet man in diesem Bestand auch Akten zu den zahlreichen Studienreformen, dem Tutoratswesen und anderen hochschuldidaktischen Neuerungen.

Das Gros der Akten unterliegt keiner Schutzfrist mehr und kann nach Absprache mit dem UZH Archiv eingesehen werden.

(UAZ) K.1 Hochschulreformkommission (HRK) / Kommission für universitäre Reform- und Bildungsfragen (KRB), 1967–1988 [Online-Archivkatalog]

Die historische Handkartei der Universitätskanzlei

Philipp Messner

Um 1913 führte die Kanzlei der Universität Zürich zur Studierendenadministration eine Handkartei ein, d.h. die vormals buchmässig geführten Listen der immatrikulierten Studierenden wurden durch ein Ensemble von Karten ersetzt.

Auf den einzelnen mit einem strukturierenden Vordruck versehenen Karteikarten wurden jeweils die folgenden Daten aufgenommen (und gegebenenfalls nachgeführt):

  • Name
  • Immatrikulationsnummer
  • Fakultät
  • Studienfach
  • Heimatort oder Land (bei Ausländern)
  • Geburtsdatum
  • Name des Vaters oder sonstigen Inhabers der elterlichen Gewalt
  • Angaben zu Vorbildung / Hochschulzugangsberechtigung (vorgewiesene Schriften, zuletzt besuchte Lehranstalt)
  • Datum der Immatrikulation
  • Adresse / Adresswechsel
  • Semesterweise Bestätigung der Immatrikulation / Urlaubssemester o.ä.
  • Angaben zum Weggang von der Universität

Während bis zu diesem Zeitpunkt die Studierendendaten in einem Buch verwaltet wurden, hatte das Prinzip der aus losen Elementen bestehenden Kartei nun den entscheidenden Vorteil, dass an jeder Stelle ohne weiteres neue Karten in beliebiger Anzahl eingeführt werden konnten. Zudem konnten einzelne Karten auch einfach umsortiert und «totes Material» ausgesondert werden.

Auch wenn das Prinzip der Kartei seit längerem bekannt war, galt – insbesondere in der öffentlichen Verwaltung – das gebundene Buch noch lange als Fundament einer gesicherten Arbeitsweise. Vor der Rationalisierungswelle der 1920er Jahre, die nicht nur Fabrik- sondern auch Büroarbeit im Blick hatte, waren Karteien in der Schweiz nur vereinzelt im Einsatz. Im Kanton Zürich beispielsweise beim kriminalpolizeilichen Erkennungsdienst und bei der zentralen Verwaltung der Gefängnisinsassen. Je umfangreicher aber die Verwaltungen und ihre Aufgaben wurden, umso mehr machte sich eine Abkehr von der traditionellen buchbasierten Administration bemerkbar. So war es auch im Fall der Universität Zürich. Die Zahl der Studierenden hatte sich hier seit der Jahrhundertwende mehr als verdoppelt. 1900/01 waren 695 Personen eingeschrieben, 1912/13 bereits 1480. Es ist zu vermuten, dass die genannte verwaltungstechnische Innovation an der Universität direkt auf diese Entwicklung zurückzuführen ist.

(UAZ) AC.2.2.1.32: Hinter dem Schalter der Universitätskanzlei, Fotografie von 1930.

Die Handkartei wurde an der Universität bis 1982 aktiv bewirtschaftet. Im Rahmen einer grundlegenden Reorganisation der Zentralverwaltung der Universität wurde die manuelle Datenverarbeitung mittels Karteikarten durch ein EDV-System ersetzt. Im Jahresbericht 1982/83 wird darüber informiert, dass die Universitätskanzlei zur Erledigung ihres Tagesgeschäfts nun mit Bildschirmen und einem Drucker zum direkten Ausdruck von Studienbescheinigungen ausgerüstet ist. Eine retrospektive Digitalisierung der auf den alten Karten analog vorliegenden Daten wurde damals nicht vorgenommen. So blieb der etwa 65'000 Karten umfassende Apparat bestehen und steht bis heute der Kanzlei für besondere Abklärungen zur Verfügung.

Für die Zeit zwischen 1833 und 1924 steht seit zehn Jahren mit der auf der Grundlage der alten Matrikelbücher und Meldebogen erstellten Matrikeledition eine online abrufbare Datenbank zur Verfügung, bei der die Inhalte nun nicht mehr der starren alphabetischen Ordnung nach Namen unterworfen sind, sondern bequem im Volltext durchsucht werden können. Für die Beantwortung von Fragen zu einzelnen Studierenden im Zeitraum zwischen 1924 und 1982 ist die Studierendenkartei allerdings auch weiterhin ein unverzichtbares Hilfsmittel, auf das auch die Mitarbeitenden des UZH Archivs gerne zurückgreifen.

Neben dem primären Informationswert der historischen Studierendenkartei ist an ihr aber auch eine administrative Praxis und nicht zuletzt medientechnische Veränderungen ablesbar. So wurde beispielsweise der seit Einführung bis ca. 1950 unverändert beibehaltene Vordruck anfangs komplett handschriftlich mit Tinte ausgefüllt, bevor im Lauf der 1930er Jahre die semesterweise erfolgende Bestätigung der Immatrikulation dann mittels Stempel auf die Karte übertragen wurde. Für tendenziell unveränderliche Informationen wie Name, Heimatort etc. kam ab Mitte der 1940er Jahre eine mechanische Schreibmaschine zum Einsatz. Diese wurde schliesslich – als letzter Schritt vor der Digitalisierung – in den 1970er Jahren durch eine elektrische ersetzt.

Karten mit Farbcode (Schweizer Männer / Ausländer / Frauen) aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Sichtbare Veränderungen beim Layout und bei den Mitteln zur Beschriftung bei stets gleichbleibendem Format (Karten angelegt 1930, 1950 und 1969).

 

Haushalten mit der Theologinnengruppe

Inge Moser

(UAZ) PA.028.011: Bericht zur feministischen Theologie in der Zürcher Synode

Die Wellen der Frauenbewegung schwappten in Zürich in den 1980er Jahren bis in den Fachverein der Theologischen Fakultät. Hier bildete sich 1984 eine Frauengruppe, die sich zuerst Theologinnen-Stamm (der Buchstabe O wurde in den Notizen jeweils zum Venussymbol ♀ erweitert) und dann Theologinnengruppe nannte. Die Akten dieser Gruppe (ca. 1984–1990) befinden sich im Nachlass des studentischen Fachvereins der Theologischen Fakultät, der im April 2012 ins UAZ gelangte.
Die Gruppe bestand aus ca. 10 bis 15 Theologiestudentinnen. Diese machten es sich zum Ziel, feministische Theologie innerhalb ihres Studiengangs zu stärken und zu verhandeln. Zwischen 1986 und 1990 finden sich in den Unterlagen mehrere Anträge für Lehraufträge von Theologinnen oder für entsprechende Lehrveranstaltungen, die die feministischen Studentinnen beim Dekanat eingereicht hatten. Die Theologinnengruppe verstand sich aber auch als «Diskussions-, Arbeits- und Aktionsgruppe im universitären Raum», die Veranstaltungen und Lesungen plante, mit Pfarrern korrespondierte, Leserinnenbriefe schrieb und Positionspapiere zu ethisch heiklen Themen wie der künstlichen Befruchtung verfasste.

Auch die von Bundesrat Adolf Ogi im Fernsehen propagierten Massnahmen zum Energiesparen Ende der 1980er Jahre liessen die Frauen nicht unkommentiert und schrieben dem Bundesrat kurzerhand einen Brief. Ogi demonstrierte nämlich zum Auftakt der Kampagne «Bravo plus» als praktisches Beispiel für den Alltag, wie man (frau?) möglichst sparsam Eier kocht. Der gut gemeinte und väterlich anmutende Appell an das Private, und somit an die Hausfrauen, stiess den Feministinnen jedoch sauer auf: «Sie wissen ja selbst: Energiesparen beim Eierkochen richtet sich an Hausfrauen und sich selbst verpflegende Männer. An Frauen ohne Verwaltungsratssitze in Elektrizitätswerken, ohne politische Lobby, ohne ein Firmeninteresse, ohne Kapital. … Zynisch ist es, das, was im Kleinen beginnen soll, schon wieder und immer noch an den Hausfrauen festzumachen, denn sie sind es ja längst, welche seit Jahren Aludeckeli, Flaschen, Dosen und Papier sammeln – freiwillig wohlverstanden – als Energiesparmassnahme, nicht etwa als Hobby. Und in der Verpackungsindustrie und anderswo hat sich nichts, aber auch gar nichts geändert, wenigstens nicht freiwillig, wohlverstanden.» In ihrem Schreiben kritisierte die Theologinnengruppe also neben Ogis implizierten Ratschlägen an die Hausfrauen auch die Versinnbildlichung von Sparen als «Haushalten», was darin mündete, dass der grosse Energieverbrauch im Wirtschaftssektor bei der Kampagne gar nicht mitgedacht wurde.

In seiner Antwort versuchte Bundesrat Ogi, den feministischen Angriff mit Neutralität abzuwehren und die Energiesparkampagne erneut in den Vordergrund zu rücken: «Das Energiesparen ist gewiss keine geschlechterspezifische Angelegenheit. Jede und jeder, Frau und Mann, haben in ihrer jeweiligen Alltagstätigkeit Möglichkeiten, die Energie bewusst einzusetzen. Der Haushalt ist ein Bereich, der Verkehr ein anderer, in denen wohl die meisten von uns sich bewegen. Im übrigen verfolgt die Energiesparkampagne die Methode, auf lobenswerte Verhaltensweisen aufmerksam zu machen und sie mit dem Bravo zu versehen.» Na bravo, hier hat man und frau sich offensichtlich nicht verstanden. Auch wenn die feministische Kritik beim Bundesrat keinen Anklang fand, wurde die Energiesparkampagne einige Jahre später doch noch auf die Wirtschaft und Industrie ausgeweitet (Tages Anzeiger vom 18.07.2012).

(UAZ) PA.028.011: Brief der Theologinnengruppe an Bundesrat Ogi (PDF, 1 MB)

(UAZ) PA.028.011: Antwort von Bundesrat Ogi (PDF, 1 MB)

(UAZ) PA.028: Studentischer Fachverein an der Theologischen Fakultät, 1937–2003 [Online-Archivkatalog]

  • Wohin läuft die Kirche?

    (UAZ) PA.028.011

    Flyer «Wohin läuft die Kirche?»

  • Patriarchales Familienmodell

    (UAZ) PA.028.011

    Flyer «Patriarchales Familienmodell»

  • Jüdische feministische Theologie

    (UAZ) PA.028.011

    Flyer «Jüdische feministische Theologie»

Ausweitung der Konfliktzone – Die Arbeitsblätter des marxistischen KStR 71

Philipp Messner

Im universitären Jahresbericht 1971/72 (Jahresberichte) lesen wir, dass im Berichtsjahr «die studentische Exekutive […] und die Universitätsleitung miteinander auf unverhohlenem Kriegsfuß» gestanden habe. Es ist die Rede von einem linksextremen Kleinen Studentenrat (KStR), der in enger Verbindung mit einer Reihe revolutionärer Gruppen versucht habe, «die Universität in eine politische Arena zu verwandeln, in welcher eine sozialistische Hochschule zugleich mit einer sozialistischen Gesellschaft vorangetrieben werden sollte». Die Grundsätze dieser Politik habe der KStR in seinen zu Beginn des Sommersemesters 1971 publizierten «Arbeitsblättern» dargelegt. Die darin propagierte «Konfliktstrategie» sei in der Folge von der Basis unverzüglich umgesetzt worden. Dieser «wohldosierten Eskalation», die ihren Höhepunkt im Juli in der «antifaschistisch-antikapitalistischen Informationswoche» fand, habe dann mit einer vorübergehenden Schliessung des Kollegiengebäudes samt Biologie und Mensa ein Ende bereitet werden müssen.

(UAZ) E.5.1.291: Martin Farner, Anton M. Fischer, Conrad E. Frei, Peter Küpfer, Felix Meisterhans, Bernd Dieter Niebuhr: Arbeitsblätter KStR 71 – Grundlagen für eine neue Studentenpolitik, Zürich 1971.

Die erwähnten «Arbeitsblätter» des KStR 71 finden sich im UZH Archiv im Bestand des Wissenschaftlichen Informationsdienstes. Die im Matrizendruck vervielfältigte Broschüre ist alles andere als ein Leitfaden für revolutionären Aktivismus, sie dokumentiert vielmehr das überaus intensive Bemühen einer studentischen Linken um die theoretische Fundierung ihres Strebens. Auf 80 Schreibmaschinenseiten unternimmt das Autorenkollektiv nichts weniger als den Versuch einer marxistischen Analyse der Rolle von Wissenschaft und Hochschulbildung in der aktuellen Phase kapitalistischer Entwicklung in Westeuropa, um damit gemäss Untertitel «Grundlagen für eine neue Studentenpolitik» zu schaffen. In Ausschnitten wurde der Text im Juni 1971 auch im «Zürcher Student» abgedruckt (ZS 1971, Nr. 3, S. 9/11).

Der erste Teil stellt eine kritische Auseinandersetzung mit der Studierendenbewegung und der antiautoritären Rebellion von 1968. Diese sei verschiedenen idealistischen Vorstellungen angehangen, was letztlich auch zu ihrem Zusammenbruch geführt habe. Übriggeblieben sei ein konzeptloser Pragmatismus. Die vordringlichsten Aufgaben einer progressiven Studierendenpolitik mit gesamtgesellschaftlicher Perspektive lägen darum hauptsächlich im Bereich der Theorie. Entsprechend wird im zweiten und dritten Teil der Publikation die aktuelle Situation an der Universität im Sinne einer neomarxistischen ökonomischen Theorie grob skizziert. Ausgegangen wird dabei von einer anstehenden qualitativen Umwälzung des Wechselverhältnisses zwischen Wissenschaft und Kapital, die mit Karl Heinz Roth und Eckard Kanzow als «dritte reelle Subsumtion» bezeichnet wird. Die Universität wird dabei beschrieben als Schauplatz eines Konflikts zwischen progressiven und reaktionären Kapitalien. In diesem Spannungsfeld gelte es sich zu positionieren.

Linkspolitisches Engagement erscheint in den «Arbeitsblättern» des KStR 71 als langfristig angelegtes Unterfangen. Es ist nicht bloss eine Frage der Haltung, sondern untrennbar verbunden mit einem spezifischen Erkenntnisinteresse: Auf der Basis einer fundierten Theorie sollte das Neue der Gegenwart gleichsam handelnd begriffen werden.

Der politische Diskurs an vielen Universitäten in Westeuropa wurde in den 1970er Jahren massgeblich durch den Neomarxismus und die ihm eigene (sperrige) Sprache geprägt. In Zürich fand diese ausgesprochen theoretisch orientierte Form gesellschaftspolitischen Engagements allerdings nie grossen Widerhall und verschwand spätestens mit den Jugendunruhen von 1980/81 fast vollständig von der Bildfläche.

(UAZ) E.5.2.2: Informationstafeln des KStR in der Eingangshalle des Kollegiengebäudes 1971.

Im Unterschied zum ersten «progressiven» KStR 1969 bei dem mit Moritz Leuenberger ein späterer Bundesrat beteiligt war, führte bei keinem der im Sommer 1971 im KStR aktiven Studierenden das Engagement im Rahmen der Universität zu einer eigentlichen politischen Karriere. Der Anfangs noch beteiligte spätere sozialdemokratische Kantonsrat Ueli Mägli sowie Koni Loepfe, langjähriger Präsident der SP Zürich, hatten das Gremium zu diesem Zeitpunkt bereits aufgrund inhaltlicher Differenzen verlassen.

Ihre Sicht auf die damaligen Konfliktlinien schildern die drei ehemaligen studentischen Aktivisten Martin Farner, Anton M. Fischer und Willi Wottreng in einem Anfangs 2014 vom UAZ initiierten und aufgezeichneten Zeitzeugengespräch.

Weiterführendes zur organisierten «Studentenschaft der Universität Zürich» (SUZ), wie sie an der UZH von 1920 bis zu ihrer Aberkennung durch den Kantonsrat 1977 bestand, findet sich im Staatsarchiv des Kantons Zürich: (StAZH) W II 12. Die Unterlagen des 1978 als Nachfolgeorganisation gegründeten und 2005 schliesslich aufgelösten linkspolitisch aktiven «Verband Studierender an der Universität Zürich» (VSU) liegen im UZH Archiv.

Ernst Meyer und der Grosse Krieg

Marcel Brengard

Vor einhundert Jahren begann mit der Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an Serbien der Erste Weltkrieg, die «Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts». Spuren des Grossen Krieges finden sich auch im UZH Archiv.

(UAZ) PA.013.067 (Teil 2): «Blick aus meiner Sommervilla»: Zeichnung in einem Brief an die Liebsten zuhause.

Eine besondere Kategorie von Beständen im UAZ bilden die Nachlässe ehemaliger Dozierenden der Universität Zürich. Dazu gehört auch jener des Althistorikers und Epigraphikers Prof. Dr. Ernst Meyer. Seine Hinterlassenschaft besteht hauptsächlich aus den umfangreichen Arbeitsmaterialien zu seiner Forschung, diversen Manuskripten, verschiedenen thematischen Sammlungen und zahlreichen Fotografien antiker Stätten. Darüber hinaus sind im Nachlass viele private Unterlagen zu finden, beispielsweise Fotografien und Bücher aus der Schulzeit und dem Studium. Darunter finden sich auch die persönlichen Erinnerungen Meyers vom Ersten Weltkrieg, an dem er als junger Freiwilliger teilgenommen hatte.

Am 21. Februar 1898 in Pinneberg (Schleswig-Holstein) geboren, besuchte der Sohn des Prokuristen Hermann Heinrich und Antoinette Ernst bei Kriegsausbruch noch das Gymnasium in Altona bei Hamburg. Im zarten Alter von 16 Jahren meldete sich der kriegsbegeisterte Jüngling beim Deutschen Heer, wo ihm nach «Prüfung seiner persönlichen Verhältnisse und seiner wissenschaftlichen Befähigung» im Juni 1915 der «Berechtigungsschein zum einjährig-freiwilligen Dienste» ausgestellt wurde. Ende 1916 trat Meyer im elsässischen Neubreisach seinen Dienst an und blieb bis zum Kriegsende im Fussartillerie-Regiment 27 des 7. Bataillons des Deutschen Heeres.

In seinen Unterlagen zum Grossen Krieg befinden sich neben der militärischen Erkennungsmarke diverse offizielle Dokumente wie die «Felddienstordnung», Schiessvorschriften für die Artillerie und Bedienungsanleitungen für Geschütze. Zahlreiche private Fotografien von Häuser- und Kirchenruinen dokumentieren die Zerstörungskraft der Moderne. Andere vermitteln uns einen Eindruck vom Leben an der Front, den Schützengräben und den Stellungen. Besonders interessant sind aber auch die vielen Briefe, welche Meyer erhalten und verschickt hat.

(UAZ) PA.013.063: Fotografie eines getarnten Feldgeschützes

Seine Schwester Elfriede sandte ihm Grusskarten aus frisch eroberten Städten, derweilen Ernst seiner Familie und seiner Freundin zuhause von der Front berichtete. Anhand dieser Briefe lassen sich die verschiedenen Stationen seines Kriegsdienstes nachvollziehen: Hautefois, Flandern und der berüchtigte Chemin des Dames, um nur einige zu nennen. 1917 wurde er verwundet und ins Kriegslazarett Origny eingeliefert. Doch das hielt ihn nicht davon ab, anschliessend wieder ins Heer zurückzukehren, bei dem er bis 1919 blieb.

Nach dem Krieg studierte er in Hamburg Alte Geschichte, Klassische Philologie, Archäologie und Orientalistik. Anstatt sich wie zwischen 1914 und 1918 an der Westfront im Erdreich einzugraben um sich vor den Granaten zu schützen, widmete Meyer sein Leben fortan dem Ausgraben antiker Schätze. Statt dem Boden Blut, Gesundheit und Leben zu opfern, wurde dieser zu einer fruchtbaren Quelle seiner Erkenntnis. So promovierte Meyer 1923 in Göttingen, schrieb 1924 an der Universität Kiel seine Habilitation und wurde 1927 als Nachfolger von Johannes Hasebroek auf den althistorischen Lehrstuhl an die Universität Zürich berufen, wo er fast vier Jahrzehnte forschte und mehrere wegweisende Schriften verfasste.

Nachdem Ernst Meyer 1968 von seinem Posten zurückgetreten war, lebte er noch einige Jahre in der Schweiz und verstarb schliesslich am 18.11.1975 in Zürich. Nach seinem Tod wurde sein Nachlass dem UZH Archiv übergeben.

(UAZ) PA.013: NL Ernst Meyer (1898–1975) [Online-Archivkatalog]

  • Berechtigungsschein Vorschau

    (UAZ) PA.013.063

    «Berechtigungsschein zum einjährig-freiwilligen Dienste»

  • Marke

    (UAZ) PA.013.067 (1)

    Erkennungsmarke

  • Soldbuch Vorschau

    (UAZ) PA.013.067 (1)

    Soldbuch

Rauchen an der Universität

Inge Moser

Wer vor vier Jahren den Lift über Mittag benutzte oder vor 40 Jahren in einem Hörsaal rauchte, verstiess gegen die Hausordnung. Aber nur wenige wissen um das Rauchverbot an der Universität Zürich in Hörsälen, Lesezimmern und an Seminaren, das bereits 1914 in der Hausordnung der Universität festgeschrieben wurde. Obwohl die meisten Regelungen, wie zum Beispiel die Öffnungszeiten der Universitätsgebäude, heute gar nicht so anders lauten, gibt es doch einige kuriose sprachliche Hinweise in den Paragraphen. So durften sich die Studierenden nicht über Mittag in den Vorlesungssälen aufhalten, während heute selbst während dieser Zeit Vorlesungen stattfinden.

(UAZ) BH 1: Hausordnung 1914

In der Hausordnung gibt es zudem Anweisungen betreffend der Garderobe für Studierende. Gegen eine Gebühr konnten die adretten Studierenden ihre Kleidungsstücke, also «Schirme, Stöcke etc.», abgeben. Weiter wird auch auf die Sauberkeit im Gebäude wertgelegt. Zum Beispiel machen die Verfasser der Ordnung darauf aufmerksam, dass «besondere Schalen» für den Abfall zur Verfügung stehen. Ein heikleres Anliegen war allem Anschein nach die Sauberkeit in den Toiletten: «In den Aborten ist die grösste Reinlichkeit zu beachten.»

(UAZ) E 5.2.31_0857: Schädlichkeit des Rauchens, 1979

Die Hausordnung der Universität von 1914 wurde erst 2010 erneuert, was bedeutet, dass die Liftbenutzung und die Lockerung des Rauchverbots in den 70er und 80er Jahren genau genommen Verstösse gegen die gültige Ordnung waren, die aber von der Universität nie geahndet wurden. Der veränderte Umgang mit den Verstössen weist demnach vielmehr auf gesellschaftliche Veränderungen (und Laster) über die Jahrzehnte hin. Das Rauchverbot wurde spätestens in den 70er Jahren nicht mehr eingehalten. Im Film zur Uni-Schliessung 1971 sind mehrere Zuhörer in der Aula beim Rauchen zu beobachten und auch die 15‘000. Studentin wurde 1981 bei der Entgegennahme ihrer Urkunde mit Zigarette abgelichtet.

Ein Bericht zum Thema «Rauchen im Kollegiengebäude» aus den Akten des Generalsekretärs bezeugt, dass man ein allgemeines Rauchverbot 1980 für nicht oder nur schwer durchsetzbar hielt. Darin wird von einem generellen Rauchverbot abgeraten und stattdessen beantragt, die untere Mensa über Mittag rauchfrei zu halten sowie im Lichthof eine Nichtraucher-Ecke von maximal einem Achtel der Fläche einzurichten. Auch wurde die Kontrolle über die Einhaltung nicht als Aufgabe des Hausdiensts betrachtet, sondern man appellierte an die Vernunft und Eigenverantwortung der Einzelnen, sprich der nichtrauchenden Minderheit: «Es wäre zu begrüssen, wenn Nichtraucher in bestimmter, aber nicht aggressiver Art, dieser Idee zum Durchbruch verhelfen würden.»

Nach diversen Kampagnen gegen das Rauchen ab 1970 bis in die 90er Jahre und Diskussionen über die Luftqualität im Gebäude wurden 1997 speziell gekennzeichnete Raucherzonen eingerichtet. 2005 wurde die ganze Universität für rauchfrei erklärt, was schliesslich unter anderem Anlass zur Erneuerung der Hausordnung gab. Diese trat erstaunlicherweise erst am 25. Februar 2010 in Kraft und verweist seitdem neben dem allgemeinen Rauchverbot auch auf Bewilligungspflichten für Stände, Aushänge sowie Foto- und Videoaufnahmen.  

(UAZ) BH 1: Hausordnung 2010 (PDF, 401 KB)

  • Raucher_Aula

    (UAZ) E.7.1.206

    Rauchende Zuhörer in der Aula, 1971 (Filmbild)

  • Senatszimmer1972

    (UAZ) E.5.2.37

    Aschenbecher im Senatszimmer, 1972

  • Studentin

    (UAZ) E.5.2.12

    15'000. Studentin beim Apéro mit Rektor Gerhold Hilty, 1981

1956: Studentische Direkthilfe Schweiz-Ungarn

Marcel Brengard

(UAZ) PA.012.001: Ungaren flüchten über die Grenze nach Österreich

Als sich in Ungarn im Oktober 1956 eine breite Gesellschaftsschicht gegen die Regierung der kommunistischen Partei und die sowjetische Besatzungsmacht erhob, löste dies unter der Studentenschaft der Universität Zürich eine Solidaritätswelle aus. Die Studierenden gründeten die Studentische Direkthilfe Schweiz-Ungarn und organisierten unter anderem eine Sammlung von Hilfsgütern sowie deren Transport nach Ungarn.

(UAZ) PA.012.001: «Tanks im Morgengrauen» (Budapest)

Ab dem 30. Oktober 1956 erfolgte die erste Lieferung mit Waren im Wert von mehreren hunderttausend Franken, bestehend aus Medikamenten und Lebensmitteln. Die Schweizer Aktivisten nahmen Kontakt mit dem lokalen Hauptquartier der ungarischen Freiheitskämpfer in der Universitätsstadt Sopron auf und überliessen ihnen die Hilfsgüter zum Weitertransport. Kurz vor der Abreise kam eine Mutter auf die Schweizer Helfer zu und bat sie, ihre 14-jährige Tochter in die Schweiz mitzunehmen. Die Studenten brachten das Mädchen nach Wien, von wo aus es mit einem Privatflugzeug in die Schweiz gelangte. Somit war der erste von mehreren tausend Flüchtlingen in die Schweiz gelangt.

Die Hilfslieferungen hielten an. Die Equipe der zürcherischen Studenten liess sich auch vom sowjetischen Vormarsch nicht aufhalten und versuchte durch einen regelrechten Pendelverkehr zwischen der Front und der Landesgrenze möglichst viele Zivilisten ausser Landes zu bringen. Damit hatten die Studierenden der Universität Zürich zahlreichen regimekritischen Ungaren die Flucht in den Westen ermöglicht. Im UZH Archiv finden sich nicht nur schriftliche Akten wie der Tätigkeitsbericht der Studentischen Direkthilfe, sondern auch das Fototagebuch des Medizinstudenten Balz Hatt, welcher 1956 mit dem studentischen Konvoi die gesammelten Güter nach Ungarn brachte. Das einzigartige Zeugnis des zürcherischen Aktes der Solidarität belegt nicht nur das studentische Engagement, sondern ist auch ein eindrückliches Dokument der Zerstörung und Verheerung Ungarns sowie des Leids aller beteiligten Menschen.

(UAZ) PA.012: Studentische Direkthilfe Schweiz-Ungarn 1956/57 [Online-Archivkatalog]

  • Bild1_Grenzuebertritt

    (UAZ) PA.012.001

    Grenzübertritt nach Sopron

  • Bild2_Stalindenkmal

    (UAZ) PA.012.001

    «das geschleiffte [sic] Stalindenkmal in Sopron»

  • Bild3_Fahrt

    (UAZ) PA.012.001

    Fahrt durch Budapest

  • Bild5_Konvoi

    (UAZ) PA.012.001

    «Unser Konvoi in Budapest 20. Nov. 1956»

  • Bild6_Lebensmittel

    (UAZ) PA.012.001

    «Wir verteilen (verbotenerweise) Lebensmittel»

  • Bild7_Panzerwagen

    (UAZ) PA.012.001

    Zerstörter Panzerwagen mit getöteter Besatzung (um Seuchen zu verhindern wurden die Leichen mit Kalk desinfiziert)

«Wir haben eine neue Uni» – ein Videofilm aus dem Jahr 1979

Philipp Messner

Logo TV Uni (1982)
Logo der Abteilung «Television Universität» (1982)

Zwischen 1953 und 1973 vervierfachte sich die Zahl der Studierenden an der Universität Zürich. Auf diese Herausforderung reagierte die Universität u.a. mit dem verstärkten Einsatz von Fernsehtechnik in der Lehre. 1971 wurde zur besseren Koordination von Einkauf und Wartung von Fernsehgeräten die Abteilung «Television Universität» («TV-Uni») gegründet. Diese existierte als eigenständige Organisationseinheit bis zu ihrem Aufgehen in den «Multimedia- & E-Learning Services» (MELS) im Jahr 2004. In den ersten Jahren ihres Bestehens koordinierte die Abteilung vor allem die Ausrüstung einer grossen Zahl von Hörsälen an Universität und Universitätsspital mit Fernsehmonitoren. Neben den rein technischen Belangen bot die «TV-Uni» bald auch personelle und apparative Hilfeleistung bei der Herstellung von internen Videoproduktionen an. Eine Dienstleistung, die in den folgenden Jahren sukzessive ausgebaut wurde.

Professionelles Fernsehstudio Irchel
Das neue Fernsehstudio Irchel

1979 wurde an der neuen Universität Irchel mit Abschluss der ersten Bauetappe auch ein professionelles Fernsehstudio eingeweiht, wo mit 1-Zoll-Magnetspulenband gearbeitet wurde. Hier entstand noch im selben Jahr der Informationsfilm «Wir haben eine neue Uni», der den neuen Universitätsstandort Irchel mit den hier ansässigen naturwissenschaftlichen Instituten und deren Bibliothek vorstellt.

Durch den Film führen eine Mitarbeiterin des Wissenschaftlichen Informationsdienstes und ein Medizinstudent. Vorgestellt werden auch einige der für die Planung und Umsetzung des Neubauprojekts Verantwortlichen; darunter neben Max Ziegler, dem Architekten des Ensembles unter anderem Paul Meyer, der Leiter der Abteilung Umbauten des Kantonalen Hochbauamtes sowie Regierungsrat und Erziehungsdirektor Alfred Gilgen. Die im Studio gedrehten Szenen werden ergänzt durch kommentierte Einspielungen aus dem Betriebsalltag der verschiedenen Institute sowie einen Helikopterflug über den zu diesem Zeitpunkt zur Hälfte fertiggestellten Campus Irchel.

Auch wenn die technische Seite der Umsetzung ohne weiteres den Standards damaliger Fernsehproduktionen genügen konnte, wirkt die etwas hölzerne Dramaturgie aus heutiger Sicht oft unfreiwillig komisch.

(UAZ) E.17.1.247: «Wir haben eine neue Uni – Uni Irchel Zürich» (1979) [Ausschnitt, 03:12 Min.]
Ebd.: Ein Gespräch mit Architekt Max Ziegler über den Universitätsneubau [Ausschnitt, 01:08 Min.]
Ebd.: Das neue Rechenzentrum [Ausschnitt, 01:35 Min.]
 
(UAZ) E.17.1: Multimedia und E-Learning Services (MELS) [Online-Archivkatalog]

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